In den 80er Jahren ist die mittelklassige Fußballbegegnung noch durch und durch mittelklassig. Eine überfüllte Heimkurve und lautstarker Support sind bei Spielen dieser Kategorie noch undenkbar. Doch schon damals setzt sich die Fanszene mit kreativen öffentlichkeitswirksamen Aktionen für ihre Bedürfnisse ein. Unser Wunsch - ein Haus für uns. Dieses Transparent wird im altehrwürdigen G-Block des Waldstadions hochgehalten. Doch trotz großem Engagement aus der Fanszene tun sich die Verantwortlichen der Stadt mit der Unterstützung schwer. Einer Gruppe von Fußballfans ein passendes Domizil zu überlassen ist eben so eine Sache. Der Wunsch lebt weiter und irgendwann ist es an der Zeit, die Suche nach einem Fanhaus noch einmal in die Hand zu nehmen. Das macht am besten jemand, dessen Ruf nicht gleich das Schlimmste befürchten lässt. Und so nimmt der lange gehegte Wunsch nach einem Fanhaus im Sommer 2003 endlich handfeste Züge an. Das Fanprojekt schreibt sich die Instandsetzung des alten Bahnhofs Louisa auf die Fahnen. Nie werden wir den Eindruck vergessen, den das in Aussicht stehende Anwesen bei der ersten Besichtigung in uns hinterlässt. Was wir sehen ist eine heruntergekommene Ruine mit kaputten Fenstern, Türen und Dach. Bis unter die Decke zugemüllt, vergammelt, verschimmelt, stellenweise baufällig und außerdem ohne Strom und Wasser. In die noch frische Euphorie bricht die schonungslose Erkenntnis: Abreißen und Neubauen! Aber wer bezahlt das? Wir müssen die einmalige Chance auf ein Fanhaus unter allen Umständen nutzen, so viel steht fest. Also nehmen wir den widrigsten Umständen zum Trotz endlich in Angriff, was fast niemand mehr für möglich gehalten hätte. In den ersten zwei Jahren macht das von der Deutschen Bahn gemietete Gebäude vor allem als nicht enden wollende Baustelle einen Namen. Doch nach mehr als 12.000 geleisteten Arbeitsstunden ist es endlich soweit. Das Fanhaus Louisa wird am 14. Oktober 2005 feierlich eröffnet. In den vergangenen beiden Jahren haben sich mehr als 100 Fans auf ehrenamtlicher Basis für die gemeinsame Sache engagiert. Sie haben dabei geholfen ein Zentrum für Eintrachtfans aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Im Laufe der Jahre hat sich die Louisa zu einem zentralen Treffpunkt in der Frankfurter Fanszene entwickelt. Hier finden so viele Veranstaltungen, Treffen, offene Abende und Feste statt, dass wir Haus und Außengelände schrittweise den steigenden Anforderungen anpassen müssen. Deshalb sind mehr oder weniger umfassende Bautätigkeiten fester Bestandteil sowohl der Jahresplanung als auch des Fanhausalltags. 2008 wird ein Dach an die hintere Wand des Fanhauses gebaut, im Jahr darauf der Boden der überdachten Fläche betoniert und schließlich die Seitenwände in Fachwerkbauweise mit Balken, Ziegelsteinen und Fensterscheiben geschlossen. In den ersten Jahren machen wir diesen Raum im Winter mithilfe von Planen alltagstauglich. 2009 durchbrechen wir die Wand im Fanhaus und fliesen den kompletten Boden neu. So entsteht ein zusammenhängender Raum, der besser der ständig steigenden Frequentierung gerecht wird. Ebenfalls 2009 wird im Garten ein Kletterturm errichtet. In den Osterferien 2010 gestalten wir den Container auf dem Vorplatz, welcher in den Osterferien 2011 mit vereinten Kräften gepflastert wird. 2012 bauen wir das Büro um, wobei eine große Schiebetüre das Raumkonzept variabler macht. Doch die Erweiterung des Raumangebotes geht Hand in Hand mit der zunehmenden Frequentierung. Wir brauchen mehr Platz! Daher bündeln wir in den Jahren 2014 bis 2017 alle Kräfte, um aus dem Alten Bahnhof jeden irgendwie nutzbaren Quadratmeter rauszuholen. Zunächst werden 2014 die Flächen rund um das Haus gepflastert und zum Garten hin ein zweiter Platz angelegt. Dann bauen wir zwischen Haus und hinterem Raum eine zweiflügelige Balkontüre ein. 2015 schließlich gestalten wir den Innenraum des Hauses mehr oder weniger von Grund auf neu. Fast nichts bleibt, wie es ist. Ziel ist die Integration der Terrasse in das Hauptgebäude. Dazu gehört unter anderem, Wände und Kamine einreißen, Durchgänge aufmauern, Stahlträger einziehen, Bodenplatten betonieren, Fenster und Türen einbauen, die gesamte Toilettenanlage neu anlegen, Decken isolieren und verkleiden, die Stromversorgung vollständig erneuern, eine Heizungsanlage einbauen, den ganzen Raum fliesen, eine neue Küche inklusive Theke errichten, Wände verputzen, Streichen und Diverses mehr. In der rund 3 Monate dauernden Ausnahmesituation finden viele Veranstaltungen notgedrungen auf der Baustelle statt. Parallel sammelt die Fanszene unter dem Label Fanhaus unterstützen tausende von Euro und führt Soliaktionen durch. Nicht zu zählen sind die hunderte von ehrenamtlichen Stunden, die geleistet werden und die Menge an Sachspenden, die uns aus allen Ecken der Fanszene erreichen. Nach kurzer Atempause geht es im Frühjahr 2016 in die letzte Etappe zur Verwirklichung des Raumkonzeptes, das zwei unabhängig voneinander nutzbare Räume vorsieht. So entsteht der rote Salon. Zunächst wird der Boden des hinteren Raumes mit einem roten Industrieboden versehen. Dann isolieren wir die Decke, bauen eine Küchenzeile ein und bringen die Beleuchtung auf den neuesten Stand. Schließlich wird die Stirnseite mit zwei Rolltoren versehen, mit deren Hilfe man den Raum bei Bedarf innerhalb von Sekunden zum Garten hin öffnen kann. Der letzte Mosaikstein besteht im Bau einer zweiten vom Haupthaus unabhängigen Sanitäranlage.
Im Nachhinein staunen nicht nur wir selbst darüber, was mittlerweile aus dem Gebäude geworden ist. Zwar hat alles weitaus mehr Engagement, mehr Durchhaltevermögen und mehr Glück erfordert, als wir uns auszumalen vermocht hätten. Dennoch haben wir niemals daran gezweifelt, dass es sich voll und ganz lohnt, den alten Bahnhof Louisa aus den Ruinen auferstehen zu lassen. Was noch zu sagen bleibt, das ist ein riesengroßer Dank von Herzen. Ein Dank an die Eintrachtfamilie ohne deren Unterstützung das alles nicht möglich gewesen wäre!
Damit Ihr Euch den Weg, den wir gegangen sind besser vorstellen könnt, haben wir einige Bilder ausgesucht.